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Regierungsrat Erich Huber

In der steuerlichen Betriebsprüfung stellen sich in Deutschland durch den Datenzugriff (GdPdU) und in Österreich durch das Betrugsbekämpfungsgesetz 2006 zunehmend Fragen im Zusammenhang mit der Originalität bzw. Unverfälschtheit von Massendaten. Im Umfeld  der Revision der kleinen und mittleren Betriebe liegen die Prüffelder hier meist im Bereich der Vollständigkeit der Erlöse (z.B. ausgelesene Datenerfassungsprotokolle, elektronische Journale aus Registrierkassen).

 

Bei größeren Unternehmen, in welchen ein funktionierendes internes Kontrollsystem besteht, gibt es andere Prüfungsschwerpunkte mit Massendaten, wie z.B. die Plausibilität oder Konsistenz von Inventurdaten, Forderungsbeständen oder Provisionszahlungen.  Dem EDV-unterstützten Betriebsprüfer steht  meist nur ein geringer Zeitumfang für seine Prüfungshandlungen zur Verfügung, weshalb der Einsatz von mathematisch-statistischen Verfahren in der steuerlichen Betriebsprüfung in Österreich und Deutschland zunehmend für die Prüfer attraktiv wird.

Bei der Suche nach punktuellen oder bereichsartigen Auffälligkeiten (Risikofeldern) sind in der steuerlichen Betriebsprüfung statistische Abweichungstests bis auf Einzelfälle (z.B. Chi²-Test über Endziffern) eher weniger hilfreich. Die bloße Tatsache, dass sich ein Ist-Bestand strukturell von einem Soll-Bestand signifikant unterscheidet, bringt dem Prüfer an sich kaum Informationen, da es betriebliche Störfaktoren gibt, die spezifisch die Ist-Struktur beeinflussen können, auch ohne dass bewusste oder betrügerische Veränderungen stattgefunden haben.

Die österreichische Betriebsprüfung wendet daher bevorzugt statistische Verfahren an, die eher auf grafischer Grundlage unter Annahme von Sollmustern oder chronologischen Vergleichen Auffälligkeiten finden können.

Die digitale Ziffernanalyse (Newcomb-Benford-Law) unter Beachtung der Voraussetzungen ihrer Anwendung, die Strukturanalyse von klassifizierten Elementen, sowie das Schichtprofil als temporärer Vergleich der Verteilungsstruktur mehrerer Zeiträume sind neuere Verfahren, welche durch Excel Vorlagen gut, rasch und auch durch Nichtstatistiker in der Breite der Betriebsprüfungsorganisation anwendbar sind. Auffällige Bereiche können dann durch direkte Verfahren nach Vorfiltern mit Hilfe von Prüfsoftware (ACL, IDEA) durchleuchtet werden.

Eine neue Entwicklung ist die Periodenschichtung, eine Methode, welche Elemente der digitalen Ziffernanalyse mit denen der Strukturanalyse verbindet und gegenüber beiden Verfahren Vorteile in der Entdeckung von Auffälligkeiten zeigt.

Vor allem im Rahmen des steuerlichen Risikomanagements können durch solche Methoden riskante Bereiche rasch isoliert werden und sind damit auch Teilgrundlage für eine Lösung der latenten Probleme bei der Fallauswahl für Prüfungshandlungen.