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Andreas Georgiou wurde 1960 in Patra, Griechenland, geboren. Er machte sein Abitur am Athens College in Griechenland und studierte in den USA am Amherst College. Anschließend promovierte er an der University of Michigan in Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Geldtheorie und Stabilitätspolitik sowie Internationaler Handel und Finanzen. Von 1989 bis Juli 2010 war Andreas Georgiou Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds (IWF). Während seiner Tätigkeit beim IWF war er als Missionsleiter für die Vorbereitung, Verhandlung und Überwachung von Wirtschaftsprogrammen in den IWF-Mitgliedsländern verantwortlich. Von März 2004 bis Juli 2010 übernahm er sodann das Amt des stellvertretenden Abteilungsleiters in der Statistikabteilung des IWF. Außerdem war er Gastprofessor an der Wirtschaftsuniversität in Bratislava, in der Slowakischen Republik.

Im August 2010 kehrte Andreas Georgiou nach Griechenland zurück und wurde Präsident des griechischen nationalen Statistikamtes (Hellenic Statistical Authority - ELSTAT). Unter seiner Leitung hat ELSTAT im November 2010 die staatlichen Finanzstatistiken des Landes in voller Übereinstimmung mit dem EU-Recht neu berechnet. Diese nach oben revidierten Defizit- und Schuldenstandsstatistiken wurden von Eurostat validiert. Gegen die bisherigen Zahlen waren von Eurostat wiederholt Bedenken bezüglich der Qualität geäußert worden. Kurz darauf wurden gegen ihn Strafverfolgungsmaßnahmen eingeleitet, weil er angeblich die Defizitzahlen angehoben und Griechenland einen Schaden in Höhe von 171 Milliarden Euro zugefügt haben soll. Er wurde zweimal von diesen Anklagen freigesprochen, aber beide Freisprüche wurden rückgängig gemacht, und sein Fall wird erneut geprüft. Sollte er am Ende verurteilt werden, droht ihm lebenslange Haft. Er wurde auch wegen angeblicher Pflichtverletzung angeklagt, weil die Defizitzahlen nicht zur Abstimmung vorgelegt wurden. Nach der Aufhebung seines Freispruchs im Jahr 2016 in Zusammenhang mit dieser Anklage wurde er im Juni 2018 endgültig zu zwei Jahren Haft verurteilt (bis zur weiteren Verurteilung ausgesetzt). Die strafrechtliche Verfolgung von Andreas Georgiou in Griechenland stieß auf erhebliches internationales Interesse und auf Solidarität. So hat beispielsweise die American Statistical Association in einem Schreiben gefordert, die Strafverfolgung gegen ihn und andere ELSTAT-Beamte einzustellen. Dieser Brief wurde von neun Nobelpreisträgern aus der Wirtschaft, fünfundvierzig statistischen Organisationen und anderen Berufsverbänden sowie von mehr als tausend Statistikern, Ökonomen und anderen Personen unterzeichnet. Seine fünfjährige Amtszeit als Präsident von ELSTAT beendete er im August 2015. Heute lebt er in den Vereinigten Staaten und unterrichtet statistische Ethik am Amherst College.

 

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